War das schön

ich habe heute die für mich bisher schönste Etappe erlebt. Es ging ca 2 Stunden durch eine Landschaft, die einfach traumhaft war. Ich habe mich bestimmt 1 Stunde unter"meinen" Baum gelegt und die Situation genossen. Es war absolute Ruhe, nur 2 Käuzchen (oder Uhu´s) haben sich die ganze Zeit abwechselnd unterhalten. Es war übrigens ein Kastanienbaum und ich habe auch eine Kastanie mitgenommen.

In einem kleinen Ort vor Astorgia sassen wieder Störche auf einem Kirchturm und darunter eine schwarze Feder mit ein bisschen weiss. Ich denke, die ist von dem Storch und habe sie auch mitgenommen (für Linus). Unterwegs habe ich immer wieder die Sozialarbeiterin aus Hamburg getroffen. Sie erinnert mich total an Roswitha. Da kommen schon einige Gedanken hoch...

Ansonsten bin ich heute 34 km ohne grössere Probleme gelaufen und bin so gegen 15:00 hier in Astorgia angekommen. Ab morgen gehts dann in die Berge. Bis auf 4km habe ich nun schon die Hälfte meines Weges hinter mir. Ich würde ja gerne meine Etappen etwas kürzer gestalten, aber dann wäre ich schon gegen Mittag in der Herberge, und das wäre auch nicht schön. Und langsamer gehen kann ich nicht.

Ausserdem weiss ich ja nicht, ob alles so gut weiterläuft. Heute habe ich z.B. mir eine ziemlich doofe Blase am dicken Zeh gelaufen und ich weiss nicht, ob man die besser aufsticht oder so lässt (um Ratschläge wäre ich dankbar!). Bisher bin ich auf jeden Fall mächtig stolz auf meinen Körper! Wenn ich sehe was andere (auch viele jüngere) so für Probleme haben. Wenn es so weitergeht, bin ich Dienstags schon in Santiago, aber dann kann ich ja noch weitergehen bis Finesterre. Hätte ich vorher nie geglaubt!

Bin jetzt hier in einer sehr netten privaten Herberge mit ca. 80 Betten gelandet. Direkt gegenüber von der Kathedrale. Im Innenhof gibt es einen Brunnen in dem Wasser mit Salz und Essig fliesst. Extra für die geschundenen Füsse. Und es tut auch wirklich gut. Habe hier einen Raum mit ca.20 Betten gefunden, in dem noch keiner liegt. Habe mir sofort ein Doppelbett gesucht, und hätte (falls keiner mehr kommt) so viel Platz, wie bisher in keiner Herberge.

Ich gehe jetzt gleich schön was essen (kein Pilgermenue!), trinke einen Vino Tinto (aber keinen italienischen) und lasse den Tag schön ausklingen. Freue mich auch schon ein bisschen aufs Bett!

tho auf dem camino frances